Wenn Ängste Kinderseelen zerfressen
Wenn Ängste Kinderseelen zerfressen
SÜDKURIER; 03. Oktober 2019, 16:35 Uhr, Uwe Spille
Was ist prägend für psychische Stabilität? Wie wirken Ängste auf die Entwicklung? Und wann ist eine Therapie zielführend?
Mit diesen Fragen lädt die in VS-Villingen ansässige Beratungsstelle Refugio am Freitag 11. Oktober, zum sechsten VS-Forum ein. Ab 15 Uhr wird in der Seniorenresidenz am Kaiserring über seelisch verletzte Kinder und Jugendliche berichtet und mögliche Hilfsmöglichkeiten erörtert.
Wenn sich seelische Belastungen manifestieren, die sich in Form von Krankheiten zeigen, wird es überdeutlich. Angst ist für viele Kinder und Jugendliche ein großes Problem, nicht nur für Flüchtlinge. Symptome wie Ängste und Schlafstörungen zeigen sich zwar bei über 90 Prozent der bei Refugio in Behandlung befindlichen Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren, über 20 Prozent zeigen darüber hinaus auch depressive Schwierigkeiten.
Allerdings stellt Astrid Sterzel, die Geschäftsführerin von Refugio klar: „Ängste sind in der Gesellschaft ein großes Thema, insbesondere für Kinder. Und unsere Herangehensweise wird dies aufzeigen, dass dies auf alle zutrifft“.
Gerade wenn die Schule beginnt, so führt Sterzel aus, steige die Suizidrate bei Kindern und Jugendlichen. Mobbing sei dabei ein großes Thema. Wenn dazu Sprachprobleme und kulturelle Unterschiede wie bei geflüchteten Kindern dazu kommen, dann wird die Situation prekär. Hilfe möglich
Zu Beginn, so erläutert Sterzel, hätten über 80 Prozent der jungen Klienten bei Refugio ausgeprägte Angststörungen, nach zehn Therapiestunden seien es noch etwas über 40 Prozent. „Das zeigt, dass gerade Kinder und Jugendliche sehr gut auf therapeutische Hilfe ansprechen“, so Sterzel. In Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle Sucht wird beim Forum am 11. Oktober auch auf die Suchtprävention im Kontext von Migration eingegangen. Vortrag über Emotionen
Das sechste VS-Forum eröffnet am kommenden Freitag um 15 Uhr im Kaisersaal des Seniorenzentrums im Kaiserring und beginnt mit einem Vortrag von Manfred Kiewald zum Thema „Beziehungen und Emotionen und wie sie unsere Entwicklung prägen“. Im Anschluss wird die Psychotherapeutin Jhana van Stipelen von Refugio über Ängste und Traumata sprechen. Über die Möglichkeiten von Psychotherapien informiert im Anschluss dann Psychotherapeut Harald Bailer, Pia Wenzler von der Fachstelle Sucht ergänzt dies mit einen Einblick in die Suchtprävention. Zum Abschluss gibt es noch die Möglichkeit für Diskussion und Austausch. Das Forum ist kostenlos und ist sowohl für pädagogisches Fachpublikum als auch für interessierte Bürger ohne Anmeldung zugänglich.
Für fünf Kreise
Rund 50 Kinder und Jugendliche sowie unbegleitete Minderjährige werden derzeit über das psychosoziale Zentrum für geflüchtete traumatisierte Menschen, Refugio, betreut. Insgesamt sind es 180 Klienten, die bei den Mitarbeitern in der Schwedendammstraße in Villingen Zuflucht finden. Die Fachstelle Refugio ist für insgesamt fünf Landkreise in Südbaden zuständig.