Warum Menschen fliehen
Fluchtgründe
Die von uns betreuten Menschen flohen aus über 30 Ländern.
Fluchtgründe & Fluchterlebnisse unserer KlientInnen
„Ausreisen bedeutete für mich nicht nur die Heimat, die Verwandten, die Freunde usw. zu verlassen, sondern auch die von Herzen geliebte Schule.
Ausreisen bedeutete sich in Hände Fremder zu begeben.
Es bedeutete, den Verlust der eigenen Kontrolle, der Selbstbestimmung.“
(Junge, 1996 mit Familie aus Syrien geflohen)
Für mehr als 4.000 Einzelschicksale von Menschen auf der Flucht, die bei uns Hilfe fanden, stehen die folgenden:
Warum Menschen fliehen
Frau U., ca. 40 Jahre alt, Analphabetin, wurde von ihrem Mann am ganzen Körper und auf den Kopf geschlagen bis alles blutete. Ihr Mann war außer mit ihr noch mit einer anderen Frau verheiratet. Sie wurde von ihrem Mann eingesperrt, damit niemand ihr helfen konnte. Sie und ihre Tochter schafften die Flucht. Sie hatten einen adoptierten Jungen im Babyalter dabei, dessen Mutter bei der Geburt gestorben war und der sich in einem erbärmlichen Zustand befand.
Afghanistan:
Die 29-jährige Mutter einer zweijährigen Tochter erlebte schwere Folter durch das Militär im Heimatland, weil sie der Minderheit der Tamilen angehört.
Sri Lanka:
Minderjährig und allein floh die 17jährige A. vor der Al-Shabab-Miliz, die in ihre Schule eindrangen und sie und ihren Lehrer mitnahmen. Sie musste zusehen, wie ihr Lehrer getötet und zerstückelt wurde. Sie konnte weglaufen. Al-Shabab kam zu ihrer Mutter nach Hause. Weil die verschwieg, wo ihre Tochter war, wurde sie umgebracht.
Somalia:
Frau P., Mutter von zwei Kindern, wurde als Kind mit einem älteren Mann zwangsverheiratet, der sie immer wieder vergewaltigte. Nach Jahren gelang ihr die Flucht. In Italien musste P. als Straßenprostituierte arbeiten. Sie wurde mit Rasierklingen verletzt und ihre Familie mit dem Tod bedroht.
Nigeria:
Ein junger Mann musste erleben, wie sein Vater als politischer Gefangener inhaftiert wurde und die Familie nichts mehr von ihm hörte. Erst zwanzig Jahre später erfuhr er, dass der Vater tot ist. Er selbst musste 13 Jahre zum Militär unter widrigsten Bedingungen. Dann gelang ihm die Flucht.
Eritrea:
Frau W. war Schulleiterin. Als Familienangehörige eines Regimegegners - ihr Bruder demonstrierte gegen das Mullah-Regime und wurde zum Tode verurteilt – wurde sie dort mit einem Berufsverbot belegt.
Iran:
Ein junges Mädchen, Jesidin, musste erleben, wie der IS (Islamische Staat) ihre Mutter, ihren Vater und kleinen Geschwister entführte. Sie selbst war auch deren Gefangene, sie war damals 12 Jahre alt. Mit einer Nadel und Kohle stach sie sich den Namen ihres Vaters in den Arm, damit man sie erkennen würde, wenn man sie findet. Eines Nachts gelang ihr die Flucht. Nachts lief sie und tags versteckte sie sich.
Irak:
Frau M., Mutter von zwei Kindern, wurde, weil sie Kurdin ist, von drei Polizisten mehrfach brutal vergewaltigt. Dabei brachen Wirbel und das Steißbein, die seelischen Verletzungen sind gewaltig. Bis heute hat sie ihrer Familie nichts erzählt.
Türkei:
Herr X., Vater mehrerer Kinder, geriet in Konflikt mit Islamisten in seiner Heimat. Beim Beten in der Moschee wurde er aufgefordert, sich ihnen anzuschließen und als „Sittenwächter“ das Verbot von Alkohol und Musik sowie das Tragen von Vollverschleierung bei Frauen durchzusetzen. Die Islamisten wollten ihn auch überreden, in Syrien für den IS (Islamischen Staat) zu kämpfen. Da er sich weigerte, drohten sie ihm, seine Kinder zu entführen, verwüsteten sein Haus und schlugen seine Frau so sehr, dass sie fast starb.
Westbalkan:
Der Jugendliche M. floh mit Eltern und jüngeren Geschwistern vor dem Krieg in die Türkei. Ein Bekannter des Vaters nahm ihn mit auf die gefährlichen Route über das Mittelmeer, seine Familie blieb in der Türkei, die Geschwister waren für die gefährliche Bootspassage zu klein. Von dem Bekannten des Vaters wurde M. auf der weiteren Flucht getrennt und war seitdem auf sich allein gestellt. Er sah Kinder im Mittelmeer ertrinken.