Hilfestellung für seelisch verletzte Kinder gefragt
Hilfestellung für seelisch verletzte Kinder gefragt
Schwarzwälder Bote - 26.03.2019 von Birgit Heinig
Rund 20 Prozent der seelisch kranken Klienten mit Fluchtschicksalen sind bei Refugio Kinder und Jugendliche. Aber auch nicht wenige in Deutschland Heranwachsende werden von ihren Eltern vernachlässigt, misshandelt und gedemütigt, sind also traumatisiert. Katrin Scheibenzuber vom Kinder- und Familienzentrum der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn nannte irritierende Beispielfälle. Das Hilfeangebot – sowohl stationär als auch ambulant – scheint groß.
Konstanze Messner und Ariane Depken vom städtischen und Cornelia Raible-Mayer vom Kreisjugendamt kennen es genau. Allein für deren Einsatz sind ihnen gesetzliche Grenzen gesetzt, wie Konstanze Messner erläuterte. Das natürliche Recht der Eltern zur Erziehung und Pflege ihrer Kinder wiege schwer. Erst wenn keinerlei Zweifel mehr gegen die Gefährdung des Kindeswohles vorliege, könne auch gegen deren Willen eingegriffen werden, um Kinder aus der Familie zu holen. Erschwert werde die Informationsbeschaffung unter anderem häufig durch das Nichterteilen der Eltern einer Schweigepflichtentbindung von Schulen, Kindergärten oder Ärzten. Zynisch klinge da die Entscheidung des Oberlandesgerichts Ende 2017, wonach laut Konstanze Messner "kein Kind ein Recht auf eine optimale Elternsituation hat". "Manchmal haben wir tolle Ideen, die sind aber nicht Teil des Leistungskataloges der Kinder- und Jugendhilfe", bedauerte Ariane Depken.
Personalknappheit bei umfassender Dokumentationspflicht und nicht gegebene Zuständigkeiten erschweren die Arbeit zudem. "Und an der stetig wachsenden Erwartungshaltung der Gesellschaft, was ein Jugendamt leisten muss, können wir nur scheitern", so das Fazit der beiden Fachfrauen. Für Cornelia Raible-Mayer ist "Partizipation" der Schlüssel zum Erfolg. Man dürfe nicht länger über, sondern müsse mit den betroffenen Familien sprechen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. "Es gibt zwar Grenzen durch gesetzliche Grundlagen, aber wenn klar ist, was hilft, dann finden wir auch Wege", davon ist die Sachgebietsleiterin "Soziale Dienste" angesichts eines vorhandenen "sehr großen Helfernetzwerkes" überzeugt. Dafür brauche es aber "differenzierte Diagnosen".
Nicht gut aufgestellt sei der Kreis im stationären Behandlungssetting, und auch das ambulante lasse zu wünschen übrig, was lange Wartezeiten zeigen. Idealerweise brauche es einen "Case-Manager" pro Familie, der statt vieler verschiedener Ansprechpartner mit ihnen an einem Tisch sitze, wie es momentan noch der Fall sei. "Ja, das muss aufhören", wünschte sich auch Alfred Zahn vom Kinderschutzbund. "Katastrophal" geregelt sei derzeit auch der Übergang von der Vor- zur Grundschulpädagogik: ganz andere Träger, neues Konzept, "leidvolle Erfahrungen", stellte Cornelia Raible-Mayer fest.